In den heutigen Zeiten sind Pilzinfektionen weithin bekannt, vor allem Fußpilz und vagin*le Hefepilzinfektionen. Doch diese häufigen Infektionen sind nur die Spitze des Pilz-Eisbergs. Während die meisten von uns mit Pilzinfektionen der Haut vertraut sind, sind "invasive" Pilzinfektionen weniger bekannt, obwohl sie lebensbedrohlich sein können. Insbesondere bei immungeschwächten Personen steigt die Gefahr. Diese Pilzinfektionen sind auf dem Vormarsch und wurden jahrelang von der Öffentlichkeit weitgehend übersehen. Erst im vergangenen Jahr veröffentlichte die Weltgesundheitsorganisation (WHO) erstmals eine Liste gesundheitsgefährdender Pilze. Diese mangelnde Aufmerksamkeit führt nicht nur zu Fehldiagnosen in der klinischen Praxis, sondern auch zur Blockierung der Entwicklung wirksamer Medikamente zur Behandlung des Problems. Dies macht es auch für die WHO unmöglich, die genaue Krankheitslast zu schätzen. Experten schätzen, dass invasive Pilzinfektionen jährlich bis zu 1,5 Millionen Menschenleben fordern - das entspricht ungefähr der Anzahl der Todesfälle, die Tuberkulose jährlich zugeschrieben werden.
Wie kommt es zu einer invasiven Pilzinfektion?
Wir atmen ständig Pilzsporen ein, die aus unseren Komposthaufen, dem schimmeligen Brot auf dem Küchentisch oder den Blumenzwiebeln stammen, die wir in unseren Gärten pflanzen. Diese Sporen sind in der Regel kein Problem für die Mehrheit der gesunden Menschen, da ihr Immunsystem sie problemlos bekämpfen kann. Jedoch können immungeschwächte Personen, wie schwere Raucher oder Organtransplantationsempfänger, manchmal Probleme durch das Einatmen dieser Sporen entwickeln.
Warum nehmen invasive Pilzinfektionen zu?
Ein wesentlicher Grund für den Anstieg invasiver Pilzinfektionen hängt mit der steigenden Anzahl lebensrettender Operationen zusammen. Immer mehr Menschen unterziehen sich heutzutage routinemäßigen Operationen und Behandlungen, wie z.B. Chemotherapie. Doch solche medizinischen Eingriffe können die Anfälligkeit für invasive Pilzinfektionen erhöhen. Darüber hinaus gibt es ein zunehmendes Problem mit der Resistenz gegenüber Antipilzmitteln.
Was ist Antipilzmittelresistenz und warum ist sie ein Problem?
Antipilzmittelresistenz ähnelt der Antibiotikaresistenz. Einige Pilze sind gegen die zur Behandlung verwendeten Medikamente oder Antipilzmittel resistent. Einige Pilze sind von Natur aus gegenüber bestimmten Antipilzmittelklassen resistent. Dies geschieht, wenn Pilze winzigen Dosen von Antipilzmitteln ausgesetzt sind und im Laufe der Zeit eine Resistenz aufbauen, ähnlich der Immunität gegenüber Allergenen bei Menschen mit einer Erdnussallergie. Dies kann innerhalb des Körpers oder in der Natur, insbesondere in der Landwirtschaft, auftreten.
Wie werden Antipilzmittel in der Landwirtschaft eingesetzt?
Antipilzmittel werden auf Blumenzwiebeln aus denselben Gründen eingesetzt wie in der Lebensmittelproduktion: um das Wachstum von Schimmel auf den Zwiebeln zu verhindern. Doch was passiert, wenn Sie die Zwiebeln nach Hause nehmen und in Ihren Garten pflanzen? Die Antipilzmittel gelangen in den Boden und führen zu einer hohen Konzentration direkt neben der Zwiebel. Mit zunehmender Entfernung nimmt die Konzentration ab, bis sie so niedrig ist, dass die Pilze im Boden sie tolerieren können. Auf diese Weise entwickeln die Pilze Resistenz gegenüber den Antipilzmitteln.
Welche invasiven Pilzinfektionen sind am häufigsten?
Die häufigsten invasiven Pilzinfektionen werden durch die Candida- und Aspergillus-Pilze verursacht. Aspergillus betrifft hauptsächlich die Lunge, während sich Candida über den Blutkreislauf ausbreiten kann und Infektionen in verschiedenen Organen des Körpers verursacht, am häufigsten in den Augen, Knochen, Leber oder Milz. Dies kann aus dem Magen-Darm-Trakt resultieren, der normalerweise in gesunden Menschen Pilze beherbergt. Bei Personen, deren Schleimhaut aufgrund von Gesundheitsproblemen geschädigt ist, können diese Pilzorganismen zu Krankheitserregern werden.
